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Macht es einen schlechten Eindruck, wenn ich meinen Anwalt wechsele?

Eine der wichtigsten bislang in den Tiefen des Internets noch nicht gelösten Probleme der Prozesstaktik ist:  „Macht es einen schlechten Eindruck, wenn ich den Anwalt wechsle?“ Darauf gibt es eine klare Antwort: Ja! Denn egal wie, wenn Sie den Anwalt wechseln, stehen Sie immer als der Depp da. Es stellt sich nur die Frage, bei wem Sie einen schlechten Eindruck hinterlassen. Da gibt es die verschiedensten Varianten:

  • Hatten Sie einen wirklich schlechten Anwalt und haben zu einem guten Anwalt gewechselt, dann gibt es garantiert jemanden, der über Sie denkt: „Mensch ist der deppert, der hätte sich doch gleich einen guten Anwalt nehmen können!“
  • Hatten Sie einen wirklich schlechten Anwalt und haben wieder zu einem schlechten Anwalt gewechselt, dann stehen Sie als doppelter Depp da.
  • Hatten Sie einen wirklich guten Anwalt und sind zu einem guten Anwalt gewechselt, dann kann es sein, dass jemand denkt, dass Sie zu deppert waren, um mit dem ersten Anwalt klar zu kommen.
  • Hatten sie einen wirklich guten Anwalt und sind zu einem schlechten Anwalt gewechselt, dann wird man Sie für einen Oberdeppen halten.

Wie Sie es auch anpacken, der gute Eindruck ist dahin.

Das macht aber gar nichts. Wenn Sie die Frage stellen, ob es einen schlechten Eindruck macht wenn sie den Anwalt wechseln, dann kann es dafür zweierlei Gründe geben. Der erste Grund ist der, dass Sie zu den Leuten gehören, denen es wichtig ist, dass alle anderen Leute einen guten Eindruck von Ihnen haben. Dann werden Sie im Leben eine ganze Menge Probleme haben, von denen der schlechte Eindruck wegen eines Anwaltswechsels eines der geringsten ist. Um es mit den Worten einer Person zu sagen, die sich um einen guten Eindruck recht wenig scherte und damit doch recht weit kam: „Everybody’s darling is everybody’s Depp“ (Franz Josef Strauß).

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Der andere Grund, warum man eine solche Frage stellt, ist, ob man die Erfolgsaussichten seines Prozesses verringert, wenn man während des laufenden Verfahrens seinen Anwalt wechselt. Dabei ist jedoch das Problem eines schlechten Eindrucks, den die Richter von Ihnen haben könnten, wiederum das geringste Problem. „Eigentlich ist er ja im Recht. Er hat aber seinen Anwalt gewechselt. Also ist er deppert und muss verurteilt werden!“ Glauben Sie etwa im Ernst, dass Richter so denken? Natürlich denken Richter mal: „Der ist ein schwieriger Mensch. Mit seinem ersten Anwalt ist er auch nicht klargekommen.“ Das war es dann aber auch schon. Richter haben ganz andere Probleme. Da ist den Richtern der Eindruck aufgrund eines Anwaltswechsels völlig wurscht. Zumal ihnen ein Anwaltswechsel nicht nur einmal in ihrer beruflichen Karriere über den Weg läuft.

Wenn Sie einen Anwaltswechsel planen, dann haben Sie ganz andere Probleme als den Eindruck, den ein Anwaltswechsel bei Gericht hinterlässt. Sie müssen darauf achten, dass der Anwaltswechsel möglichst nicht zur Unzeit geschieht. Sie müssen schnell handeln. Der neue Anwalt muss Zeit haben, sich einzuarbeiten. Sie müssen sich im Klaren darüber sein, dass Sie auch den alten Anwalt bezahlen müssen. Zahlt das Ihre Rechtsschutzversicherung? Warum wollen Sie überhaupt den Anwalt wechseln? Ist er schlecht? Woran machen Sie das fest? Tut er nicht, was Sie wollen, oder sind Sie beratungsresistent? Haben Sie Guter Rechtsanwalt – Schlechter Rechtsanwalt – Und wie man sie beide unterscheidet und Wie finde ich einen guten Rechtsanwalt? Ein Ratgeber für die, die das Unmögliche versuchen wollen gelesen? Na dann haben Sie jetzt ja genug Probleme, um sich wirklich Sorgen zu machen.

Nicht zu vergessen: Ein Anwaltswechsel ist Ihr gutes Recht. Wenn Sie vor Gericht einen schlechten Eindruck vermeiden wollen, seien Sie höflich, waschen und kämmen Sie sich, ziehen nicht Ihre abgerissensten Klamotten an und essen und trinken und telefonieren während der Verhandlung nicht!

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Kommentare

5 Antworten zu „Macht es einen schlechten Eindruck, wenn ich meinen Anwalt wechsele?“

  1. Danke, dass Sie diesen Artikel über den Wechsel des Anwalts mit uns teilen. Mein Freund ist daran interessiert, einen Anwalt zu engagieren. Ich werde mein Bestes tun, um meinem Freund zu helfen, einen zuverlässigen Anwalt zu finden.

  2. Es ist eine legitime Frage, sich zu fragen, ob es einen schlechten Eindruck, wenn man seinen Anwalt wechselt. Ich finde nichts Falsches daran, einen guten Rechtsberater zu engagieren, wenn der alte Rechtsberater nicht so hilfreich gewesen ist. Man will sein Geld ja gut investieren.

  3. Guter Beitrag zum Thema Anwaltwechsel. Gut zu wissen, dass dies keinen schlechten Eindruck vor Gericht macht, da es einem gesetzlich zusteht. Ich würde aber sicherlich versuchen, schon vor dem Prozessbeginn den passenden Rechtsanwalt auszuwählen.

  4. Ich muss mir einen Rechtsanwalt suchen. Gut zu wissen, dass es einen schlechten Eindruck macht, wenn man den Anwalt wechselt. Ich werde so gut schauen, dass ich direkt den idealen dann auch habe.

  5. Susi

    Hallo, ich hatte den Artikel mit Interesse gelesen-jedoch ist es wirklich so , dass man vor dem Gericht schlecht oder deppert angesehen wird? Ich vertrete jemanden als Bevollmächtigte. Die 1, Rechtsanwältin hat mich so reingeritten, dass ich selbst bald in der Situation landete wie der Bevollmächtigte. Der 2. Anwalt würde bei Gericht nicht ernstgenommen und es wurde alles blockiert …nun überlege ich . ob ich abermals das Mandat entziehe..
    denn es geht ja alles in die falsche Richtung…ich dachte auch am Anfang , die 1, RA wäre gut, der 2. ist genau so und bringt eigentlich nicht rüber was eigentlich durchgesetzt werden soll. Es bringt mir auch nichts wenn ich zur Kenntnisnahme immer die Schreiben erhalten.

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